top of page

Er hat drei Jahre auf diese Sternstunde hingearbeitet

Taunus Zeitung, 11.06.2022 // Bernhard Adams vereint zeitgenössische Kunst und Schöpfungsgeschichte im Fenster der Immanuelkirche


Mit einem neuen Rosettenfenster setzt die evangelische Immanuelgemeinde ein Zeichen für eine moderne Kirche: Der Wuppertaler Künstler Bernhard Adams hat ein zeitgenössisches Kunstwerk geschaffen, das zudem durch die Versteigerung von drei Entwurfsdateien in Form von Non-Fungable Tokens (NFTs) digitale Kirchengeschichte schreibt.

Bernhard Adams hat sich intensiv auf seine Glasarbeit vorbereitet, die künftig Licht und Farbe in die Immanuelkirche bringt. (Foto: Katja Weinig)
Bernhard Adams hat sich intensiv auf seine Glasarbeit vorbereitet, die künftig Licht und Farbe in die Immanuelkirche bringt. (Foto: Katja Weinig)

Gerade wurde es eingebaut, die feierliche Einweihung ist für den 24. Juni geplant. Den Anstoß zum Schritt in die gestalterische Moderne hatte Kirchenvorstandsmitglied Gerald Faßbender gegeben. Fachlich begleitet wurde der Prozess durch die Königsteiner Kunsthistorikerin Ruth Polleit Riechert. Sie vermittelte den Kontakt zum Künstler und von ihr stammt auch die Idee, »die Glaskunst mit der Versteigerung von NTFs auf eine digitale Ebene zu bringen« – die weltweit erste Aktion dieser Art für Kirchenfenster und damit ein Novum auf dem Kunstmarkt.

Das zentrale Motiv in Bernhard Adams’ noch jungem Werk sind Sterne. Den Künstler fasziniert, welche »kognitiven Erweiterungen« der Mensch beim Blick ins nächtliche Firmament erfahren kann. Den Sternenhimmel sieht er als eine Art »Urleinwand für den menschlichen Geist«.


Bislang hat der 32-Jährige, der das Studium an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschüler von Katharina Grosse, einer der bekanntesten deutschen Gegenwartskünstlerinnen abschloss, vor allem großformatige Gemälde geschaffen. Vor zwei Jahren kam mit der Gestaltung eines Außenfensters am Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde Frankfurt ein erstes architektonisches Werk hinzu. Und jetzt das Rosettenfenster der Königsteiner Immanuelkirche: ein fünfstrahliger in sich gedrehter und immer wieder überblendeter Stern in kräftig leuchtenden Farben als Symbol der Schöpfungsgeschichte.

Für den Künstler war die Arbeit mit dem Werkstoff Glas Neuland, herausfordernd auch die Interpretation seines Leitmotivs in einem sakralen Kontext. Dabei geholfen haben ihm intensive Gespräche mit Pfarrerin Katharina Stoodt-Neuschäfer, eine gründliche Auseinandersetzung mit der Architektur der Kirche im Burgweg und eine Rundreise zu bedeutenden Kathedralen Europas: Augsburg, Köln, Bilbao, die Alhambra; die von Matisse geschaffene Rosenkranzkapelle hat er ebenso vor Ort studiert wie die Chagall-Fenster in der Kathedrale von Reims. Rund drei Jahre haben Vorgespräche, Vorbereitung, Entwurf und Fertigung gedauert.

Unmittelbar nach Pfingsten rückten nun die Gerüstbauer in und an der Kirche an. Die Montage lag in den bewährten Händen der Experten des Derix Glasstudios aus Taunusstein, die bereits Gerhard Richters Kirchenfenster im Kölner Dom eingesetzt haben. Gemeinsam mit dem weltweit renommierten Glaskunst-Spezialunternehmen ist das Kirchenfenster auch entstanden. Rund ein Jahr hat es gedauert, bis die digitalen Entwürfe umgesetzt waren. Fast 400 Einzelteile hat Bernhard Adams aus dem Fundus des Glasstudios zusammengetragen. Als Material wählte er Opalglas, »das streut das Licht auf ganz besondere Weise im Kirchenraum, denn bei den Gottesdiensten steht die Sonne genau in diesem Fenster.«

Grundfarbgebung, das Zusammenspiel mit anderen Bauteilen, die Wirkung mit Licht – alles muss bis ins Detail passen, denn »das Fenster soll von innen und außen, bei Tag und bei Nacht wirken.« Ziel des Künstlers war es, ein Werk zu schaffen, »das im Dialog genau für diesen Ort entstanden ist und das nur dort hingehört«. Um seine unverwechselbare gestalterische Handschrift mit dem Werkstoff Glas umzusetzen, wählte Bernhard Adams anstelle der klassischen Bleiverglasung ein optisch leichteres Verfahren: Die farbigen Glaselemente wurden mit einem Spezialkleber auf eine Trägerscheibe montiert. Beim Einbau war er persönlich zugegen – ein aufregender Moment, schließlich sei er mit der Schaffung des Rosettenfensters »in ziemlich große Fußstapfen getreten«. Glas sei schließlich ein Material, das eigentlich älteren Künstlern vorbehalten sei, quasi als »Krönung einer Künstlerkarriere«.

Bernhard Adams ist der Immanuelgemeinde dankbar, dass ihm diese Möglichkeit bereits in jungen Jahren eröffnet wurde. Das Projekt hat ihn erfüllt und künstlerisch weiterentwickelt. Am liebsten würde er »direkt das nächste Kirchenfenster gestalten.«


Einweihung am 24. Juni

Das Rosettenfenster wird am Freitag, 24. Juni, im Beisein von Bernhard Adams offiziell eingeweiht. Parallel dazu werden weitere Werke des Künstlers im Adelheidsaal ausgestellt. An diesem Tag beginnt auch auf der Online-Plattform OpenSea die Versteigerung der einzigen bestehenden Entwurfsdateien, die das Fenster – in Anlehnung an die christliche Dreieinigkeit – in drei verschiedenen Ansichten zeigen. Der Versteigerungszeitraum endet am 8. Juli, die Hälfte des Erlöses soll der Gemeindearbeit zugutekommen.


Der Artikel ist am 11. Juni 2022 in der Taunus-Zeitung erschienen.

Text von Katja Weinig


 

Lesen Sie den Artikel als PDF

Ruth Polleit Riechert-Kirchenfenster Bernhard Adams-Königsteiner Woche-062022
.pdf
Download PDF • 4.29MB

 


BUCHTIPP


» Kunst kaufen «

Den Kunstmarkt verstehen, Wissen aufbauen und klug investieren


Ruth Polleit Riechert

270 Seiten, Paperback

ISBN: 978-3658336233

€ 24,99 (D) | E-Book: € 19,99

Springer Verlag


 

»Wer zu diesem Sachbuch aus dem Springer-Verlag greift, für den beginnt möglicherweise eine neue Sammelleidenschaft, die sich daraus begründet, wie sehr Kunst das Leben bereichern kann. Das Vergnügen und das Lernen beginnt mit der Lektüre dieses unterhaltsam geschriebenen, aber dennoch durchweg fachlich fundierten Buches, das Lust auf mehr macht. (…) Der Leser wird hier mit allem ausgestattet, um über Jahre hinweg Freude am Sammeln und Investieren in Kunst zu entwickeln.« Mehr lesen »

Dr. Oliver Everling

 

»Tolles Buch, fachkundig, unterhaltsam, auf den Punkt. Wer möchte da nicht Kunstsammler werden.«

​Prof. Dr. Thomas Garms, Publizist und Chefredakteur

 

»Ein Must-have für jeden Sammler, Investor und Kunstliebhaber.« Prof. Dr. Roman Kräussl, Kunstmarktexperte an den Universitäten Luxemburg und Stanford

 

»Ruth Polleit Riechert liefert in KUNST KAUFEN wirklich alles, was man zum Thema wissen muss. Besonders zielführend ist das eigens entwickelte methodische Vorgehen – die Autorin nennt das die RPR ART® Methode. Mit diesen klar definierten sieben Schritten zum Kunstkauf gewinnt jeder Interessierte zunehmend Sicherheit in seinen Kaufkriterien; er lernt, Qualität einzuschätzen, erzielt realistische Preise, gerät nicht an Fälschungen und verhindert schlussendlich Fehlentscheidungen.« Petra Spiekermann

 

»Fachlich anspruchsvoller Inhalt, und trotzdem verständlich formuliert.«

Steffen Uttich, Geschäftsführer INBRIGHT Investment GmbH, ehem. FAZ-Journalist

 
 

GET INSPIRED: CHOOSE ART.

RPR ART // Dr. Ruth Polleit Riechert // Email: contact@rpr-art.com // Phone: +49 (0)6174-955694

boost your art knowledge and enter the art world

Sign up for our newsletter

Thank you very much for your inquiry. We will get back to you as soon as possible.

bottom of page