ART MARKET WATCH H1.2021
Historische Zeitenwende: Der Kunstmarkt 2.0 stellt sich breiter auf und wird Teil des Finanzmarkts
banksy und NFTs revolutionieren den Kunstmarkt
von Ruth Polleit Riechert // zur Veröffentlichung freigegeben – Beleg erwünscht
Die Zeiten könnten nicht spannender sein: Die Pandemie hat die Digitalisierung des Kunstmarkts forciert. Der traditionelle Kunstmarkt wird durch die disruptive Nische mit digitaler Kunst und der Zertifizierung mit NFTs (Non-Fungible Token) aufgewirbelt, Marktgrenzen werden aufgebrochen und bisherige Strukturen infrage gestellt, Künstlerkarrieren sind nun auch ohne Galerien möglich. Wer profitiert davon, wer hat das Nachsehen?
Der Kunstmarkt hat sich schnell erholt – auch aufgrund von NFTs
Auktionen haben wieder das Niveau von vor der Coronavirus-Krise erreicht. Der weltweite Markt für Kunstauktionen erzielte im ersten Halbjahr 2021 einen Umsatz von 6,9 Milliarden US-Dollar gegenüber der ersten Hälfte 2020 mit etwas über zwei Milliarden US-Dollar und sogar ein Plus von drei Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2019, besagt eine Untersuchung des Preisdokumentators artprice.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch eine Analyse von ArtTactic: Die weltweiten Auktionsverkäufe der drei größten Häuser Christie’s, Sotheby’s und Phillips betrugen in der ersten Hälfte des Jahres 2021 insgesamt 5,9 Milliarden US-Dollar und verzeichnen damit einen Anstieg von 230 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2020.
Besonders Werke im mittleren Preissegment fanden Käufer
Ebenso stieg in H1.2021 die Anzahl der verkauften Kunstwerke im Vergleich zu 2019 um 5 Prozent an. Besonders im unteren und mittleren Segment für Kunstwerke zwischen 1.000 und 20.000 US-Dollar war der Anstieg stärker als in anderen Preiskategorien, nämlich 13 Prozent. Die Anzahl verkaufter Kunstwerke ging hingegen im hochpreisigen Segment von 1 bis 50 Millionen US-Dollar um 1,4 Prozent zurück.
Tablet mit Beeple-Muster " EVERYDAYS: DIE ERSTEN 5000 TAGE". Foto: mundissima / Shutterstock.com
NFTs etablieren sich als Verbriefung von digitaler Kunst, Meisterwerken und deren Fraktionalisierung: Ein neues Kapitel in der Entwicklung des Kunstmarkts Hat begonnen
Die schnelle Erholung der Kunstauktionen wurde insbesondere durch das Angebot von NFTs – sie stehen für digitale Verbriefungen des Eigentums von analogen Kunstwerken oder Teilen davon – beflügelt. Das Werk „Everydays: the First 5000 Days” des Künstlers Beeple (bürgerlich Mike Winkelmann) wurde im März 2021 bei Christie’s für 69 Millionen US-Dollar (inklusive Gebühren) an den 32jährigen südasiatischen Tech-Unternehmer Vignesh Sundaresan – auch bekannt unter dem Namen MetaKovan – verkauft.
Der Verkauf des Werks „Everydays: the First 5000 Days” bei Christie‘s generierte 1% des gesamten Umsatzes auf Auktionen in der ersten Hälfte des Jahres 2021
Beeple steht damit auf Platz fünf der teuersten im ersten Halbjahr 2021 verkauften Werke und reiht sich in die Klassiker ein – und das ohne den üblichen Weg über Galerie und Ausstellungen. In der Liste der in H1.2021 erzielten Preise konnten nur Werke von Pablo Picasso (103,4 Millionen US-Dollar), Jean-Michel Basquiat (93 Millionen US-Dollar), Sandro Botticelli (91,2 Millionen US-Dollar) und Claude Monet (70,4 Millionen US-Dollar) noch höhere Summen erzielen – inklusive Gebühren.
Die Erfindung von NFTs ist für digitale Kunst ein kunsthistorischer Meilenstein
Digitale Kunst, die bislang leicht kopierbar war, wird durch Non- Fungible Token (NFT) einzigartig und handelbar. Zertifiziert durch ein NFT wird sie zu einem Unikat aufgewertet und kann in die Preiskategorie erstklassiger Meisterwerke aufsteigen.
Aber nicht nur digitale Kunst kann mit Hilfe von NFTs gehandelt werden. Für jedes physisch erschaffene Kunstwerk können nun ein oder mehrere NFTs in Form einer Fraktionalisierung erstellt und nachfolgend gehandelt werden. Der konsequente Schritt ist, dass Meisterwerke mit Hilfe digitaler Anteile handelbar gemacht werden. Interessierte können somit Teilhaber an Klassikern mit Einstiegssummen in der unteren bis mittleren Preisklasse werden. Hierfür entwickeln sich ebenfalls eigene Handelsplattformen.
Der Vertrieb von NFTs oder tokenisierter Kunst ist das eigentlich Neue – es revolutioniert den Kunstmarkt
Der Verkauf von NFTs findet über Marketplaces (Handelsplattformen) statt, die jede Art von digitalen Sammlerstücken anbieten und für jeden Künstler und jeden Käufer zugänglich sind. Die Preise und Transaktionen sind einsehbar und transparent. Der Vorteil für die Künstler: Sie partizipieren an jedem Weiterverkauf und der Wertsteigerung ihrer Werke.
Die Popularität der NFT-Branche ist in diesem Jahr nahezu explodiert. Das Geschäft mit NFTs ist von insgesamt 28,21 Millionen US-Dollar im 3. Quartal 2020 auf 10,7 Milliarden US-Dollar im 3. Quartal 2021 angestiegen, so der Report von DappRadar.
Der Vertrieb über Drittanbieter wie Galerien wird für Kunst, die sich NFTs bedient, überflüssig – es sei denn, diese steigen selbst ins Geschäft ein: Eine der größten Galerien weltweit, die Pace Gallery in New York, hat den Aufbau einer eigenen Plattform für NFTs angekündigt. Auch international etablierte Künstler wie Damien Hirst und Jeff Koons haben bereits NFTs herausgegeben oder planen es nach eigenem Bekunden bald zu tun.
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Bitte Beleg an: Dr. Ruth Polleit Riechert, contact@rpr-art.com